Dengue-Fieber: Eine Gefahr im Tropenparadies?
DengueDengue-Fieber: Eine Gefahr im Tropenparadies?
Definition
Dengue ist eine durch die Aedesmücken übertragbare Viruserkrankung mit regional unterschiedlichen Serotypen). Dengue gilt weltweit als die häufigste durch Mücken übertragene virale Erkrankung.
Eine Dengue-Infektion äußert sich oftmals als akute fiebrige Krankheit mit stark erhöhter Temperatur sowie starken Kopf-, Muskel-, Knochen- und Gliederschmerzen . Meist erholen sich die Betroffenen innerhalb weniger Tage wieder. Dengue-Fieber kann aber auch zu schweren Komplikationen oder sogar zum Tod führen.
Vorkommen
Denguefieber gilt als die weltweit häufigste und sich am schnellsten ausbreitende durch Mücken übertragene virale Erkrankung.
Dengue ist vor allem in Südostasien, Teilen von Asien wie Pakistan, Afghanistan und Indien, Süd- und Mittelamerika, Teilen des Pazifiks wie Neukaledonien und Hawaii, Afrika und Australien weit verbreitet.
Durch die Klima-Erwärmung wird auch in bisher nicht betroffenen Gebieten mit einem vermehrten Auftreten der Dengue-Erkrankung gerechnet. Die Asiatische Tigermücke ist mittlerweile auch in Südeuropa stark verbreitet und dehnt ihr Siedlungsgebiet weiter aus. So kam es in den letzten Jahren bereits in Europa vereinzelt zu lokalen Dengue-Infektionen wie in Madeira, Kroatien, Frankreich oder Spanien. Es wird befürchtet, dass sich die Mücke auch vermehrt auf Kontinentaleuropa ausbreiten kann.
Die Dengue-Mücken kommen vor allem in städtischer Umgebung vor. Die Mücken-Weibchen legen ihre Eier nahe kleiner Wasseransammlungen ab wie bspw. in Eimern, alten Reifen, Blumentöpfen oder Regentonnen. Infizierte Mücken-Weibchen können das Dengue-Virus direkt auf Ihre Brut übertragen.
Infektion
Infizierte weibliche Mücken übertragen Dengue durch einen Stich an Menschen weiter. Eine infizierte Mücke kann das Virus für den Rest ihres Lebens übertragen. Menschen untereinander können sich jedoch nicht mit Dengue anstecken. Die Dengue-Mücken sind vorwiegend tagaktiv und stechen oftmals früh morgens und abends vor Einbruch der Dunkelheit.
Verlauf
Denguefieber tritt hauptsächlich in drei klinischen Formen auf:
- Denguefieber als akute fiebrige Krankheit mit plötzlichen Fieberausbrüchen, gefolgt von generalisierten Symptomen und manchmal auch fleckigem Hautausschlag. Wegen der starken Muskelschmerzen wird die Krankheit auch als "breakbone fever" bezeichnet. Das Fieber kann biphasisch verlaufen - zum Beispiel in zwei getrennten Fieberschüben oder -wellen. Die meisten Patienten erholen sich nach ein paar Tagen.
- Hämorrhagisches Denguefieberbeginnt mit einem akuten Fieberausbruch, gefolgt von anderen Symptomen aufgrund von Thrombozytopenien, verstärkter Gefäßpermeabilität und Blutungen.
- Dengue-Schock-Syndromentwickelt sich nur bei einer geringen Anzahl der Fälle. Eine schwerer Blutdruckabfall bedingt durch Flüssigkeitsverlust bedarf umgehender medizinischer Behandlung.
Inkubation
Die Zeit zwischen dem Stich der Aedesmücke und dem Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) beträgt 3 - 14 Tage, in der Regel 7 - 10 Tage.
Diagnostik
Die klinische Diagnose ist aufgrund der unspezifischen Anfangssymptome erschwert.
Ein Erregernachweis kann nur während der virämischen Phase in den ersten 4 bis 5 Krankheitstagen mit der Reversen-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (PCR) erfolgen.
Wenn bei hohem Fieber (40°C) zwei der folgenden Symptome auftreten, kann es sich um Dengue-Fieber handeln:
- starke Kopfschmerzen
- Augenschmerzen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- geschwollene Drüsen
- Hautausschlag
Die Symptome dauern normalerweise 2–7 Tage nach einer Inkubationszeit von 3–14 Tagen nach dem Biss einer infizierten Mücke.
Ein kritischer Dengue-Verlauf ist eine potenziell tödliche Komplikation aufgrund von Plasmaleckage, Flüssigkeitsansammlung, Atemnot, schweren Blutungen oder Organschäden.
Warnzeichen treten 3–7 Tage nach den ersten Symptomen in Verbindung mit einem Temperaturabfall (unter 38 ° C / 100 ° F) auf und umfassen:
- starke Bauchschmerzen
- anhaltendes Erbrechen
- schnelles Atmen
- Zahnfleischbluten
- Müdigkeit
- Erbrechen von Blut
Die nächsten 24 bis 48 Stunden des kritischen Stadiums können tödlich sein. Eine angemessene medizinische Versorgung ist erforderlich, um Komplikationen und Todesgefahren zu vermeiden.
Therapie
Die Behandlung bei Dengue-Fieber unterscheidet sich in der Fieber-Phase ohne Komplikationen nicht wesentlich von der Behandlung einer "normalen" Grippe:
Es gibt derzeit keine spezifische antivirale Behandlung für Dengue-Fieber. Die Therapie konzentriert sich auf die Linderung der Symptome. Gegen das hohe Fieber und die Schmerzen können schmerzlindernde und fiebersenkende Medikament verabreicht und es muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Das Virus selbst kann nicht bekämpft werden.
Bei einem schweren Krankheitsverlauf (Schock, schwerer Blutdruckabfall, Blutungen) muss eine sofortige stationäre Behandlung (Krankenhauseinweisung) erfolgen. Um einen Schockzustand zu verhindern, werden dann oftmals Infusionen (Flüssigkeit) über die Vene verabreicht. Abhängig vom Zustand des Patienten kann auch die Gabe von Blutkonserven notwendig sein sowie eine intensivmedizinische Betreuung.
Vorsorge / Impfung
Seit Februar 2023 steht mit Qdenga der Firma Takeda auch in Deutschland ein Impfstoff gegen Denguefieber zur Verfügung, der in der Reisemedizin eingesetzt werden kann.
Der tetravalente Lebendimpfstoff ist ab dem vollendeten vierten Lebensjahr zugelassen und es werden zwei Impfdosen im Abstand von drei Monaten verabreicht. Entsprechend der Zulassungsstudien bietet diese Impfung in ca. 84% Schutz gegen Hospitalisierung wegen schwerer Verläufe. Der Impfstoff darf, anders als Dengvaxia auch bei Personen ohne nachgewiesene Erstinfektion durchgeführt werden.
Reisende sollten trotzdem Vorsichtsmaßnahmen treffen, um in gefährdeten Regionen sowohl tagsüber als auch nachts Moskitostiche zu vermeiden:
Auf unbedeckten Hautstellen hochwirksame Repellents verwenden und möglichst stichfeste oder imprägnierte Kleidung tragen. Auch wenn die Dengue-übertragenden Mücken vorwiegend tagaktiv sind – im Gegensatz zur Malaria-Mücke, die überwiegende dämmerungs- und nachtaktiv ist - empfiehlt sich auch in diesen Ländern die Verwendung eines imprägnierten Moskitonetzes.
Eine ärztliche Beratung sollte vor einer entsprechenden Reise in einer reise-/tropenmedizinischen Praxis erfolgen.
Tropenmedizinische Exkursion nach Ghana 2020
Nach so vielen Jahren tropenmedizinischer Beratung für Reisende nach Afrika, Asien, Süd- und Mittelamerika, Australien und den ganzen Orient wollte ich selbst einmal die Menschen und ihre Krankheiten im Ursprungsland kennenlernen.
Also habe ich mich Ende des Jahres 2019 für eine tropenmedizinische Exkursion nach Ghana / Westafrika entschieden und konnte die Reise dann auch im März 2020 noch vor Corona antreten, wurde am Ende aber doch von den Auswirkungen eingeholt. Insgesamt aber in jeder Hinsicht eine sehr intensive, medizinisch lehrreiche und menschlich beeindruckende Erfahrung.
Um endlich Tropenmedizin auch hautnah erleben zu können, bin ich nach vielen Recherchen und Empfehlungen zu Dr. med. Kay Schäfer gekommen, einem extrem erfahrenen Tropenmediziner und Kenner Afrikas, der über das Portal TROPMEDEX Reisen nach Ghana, Tansania und Uganda anbietet.
Unsere Reise sollte, beginnend in Accra, der Hauptstadt Ghanas, zu 11 weiteren Orten und Krankenhäusern führen; meist in ländlichen Gegenden weit abseits touristischer Ziele. Unsere Gruppe, 12 Ärzte/innen aus Kanada, Schweiz, Österreich und Deutschland durfte wertvolle Eindrücke in die vielfältigen und unterschiedlichen Lebensbedingungen und das Gesundheitswesen des Landes gewinnen.
Wir bekamen Krankheitsbilder und Infektionen zu sehen, die ich bisher vorwiegend in meiner Ausbildung, über Fortbildungen und auf fachspezifischen Tagungen bildhaft kennengelernt hatte.
Malaria, Bilharziose, Lepra, lymphatische Filariose, Larva migrans, Amoebiasis, Schistosomiasis, Helmitosen, Dengue, West Nil Fever, Shigellosis und noch weitere Infektionskrankheiten stellen nicht nur die einheimische Bevölkerung vor große Probleme, sondern sind auch für die Reisenden, die wir in unseren Praxen beraten, von größter Bedeutung. Für manchen Reisenden aus Europa erscheinen diese Krankheiten weit weg. Doch, auch dies hat diese Exkursion gezeigt, ist das Risiko einer solchen Infektion nicht wesentlich geringer als für die einheimische Bevölkerung
Jeder Tag war ausgefüllt mit Besuchen in den Krankenhäusern, Vorträgen, praktischen Erfahrungen in der mikroskopischen Diagnostik und Visiten am Krankenbett. Ein wichtiger Schwerpunkt war das Erkennen der Krankheitsbilder und die teilweise gravierenden Folgen der verschiedenen Infektionen für die betroffenen Menschen und deren Auswirkungen auf das praktische Leben.
Der Markt in Kumasi mit seinen mehr als 10.000! Händlern ist der größte Markt in Westafrika. Die unglaubliche Enge, die Hitze, die kaum vollstellbaren hygienischen Defizite und die Dichte von Mensch und Tier haben uns deutlich vor Augen geführt, wie unglaublich schnell sich in diesem Milieu Infektionen entwickeln und übertragen werden können.
Am Ende meiner Exkursion haben uns die Auswirkungen von Corona doch noch eingeholt. 24 Stunden vor dem geplanten Rückflug wurden alle Flüge gestrichen und der internationale Flughafen von Accra geschlossen. Nach mehreren Tagen einer belastenden Wartezeit konnten wir dann mit einer Sondermaschine der Bundesregierung nach Deutschland zurückkehren.
Zusammenfassend war diese tropenmedizinische Exkursion eine außerordentlich wichtige und lehrreiche Erfahrung für die tägliche Sprechstunde. Kein Lehrbuch, kein Vortrag, keine Bilder und keine Erzählungen können diese plastischen wirklichkeitsnahen Eindrücke ersetzen.